Von Euphorie, Verzweiflung und Hysterie handelt das neue Skizze Album Hysterikk. Gleichzeitig ist es eine Analyse der Zusammenhänge/Modelle in denen wir uns bewegen und der Verhältnisse/Umstände, in denen wir genau diese Zustände bekommen.
Der Analyse folgt eine Stellungnahme, die sich mit Wirklichkeiten dieser Zeit, u.a. Festung Europa (Am Kanal), bio-feschistischer Tendenzen, einer ausschließlich kapitalistischen Verwertungslogik von ALLEM, der Körper, des Lebens, des kreativen Outputs, nicht einverstanden erklärt. Skizze propagieren eine Haltung des Widerspruchs, der Widerspenstigkeit und der Entgleisung, um in diesen – oft verhassten – Realitäten agieren zu können. Sie erzählen uns von den daraus resultierenden neuen Möglichkeiten; und diese temporär zu nutzen, um die Dinge am Laufen zu halten, bestenfalls sogar zu verändern, befehlen Skizze. Weil es die Community gibt und sie sich gut anfühlt, wenn sie funktioniert. Privatisieren bzw. in dein Zimmer zurückziehen kannst du dich später oder am Ende der CD (Zimmerleben) – Immer weitermachen ist das Motto, bloß nicht stehen bleiben, natürlich wird sich und den anderen auch ein Scheitern zugestanden, aber das geht vorbei. Kein Leben besteht ausschließlich aus Loops, heißt hier: "Ein Ende kann ein Anfang sein – auch für dich" (Stopp diesen Loop).
Die Aufforderungen an den Utopien doch noch festzuhalten, sie nicht zu verlieren und die strategischen Tipps zur Repolitisierung des Modells Pop(kultur) finden sich jedoch zwischen den Zeilen und Tönen. Denn hier sprechen Skizze und sie tun das vollkommen unplakativ. Die eingenommenen Positionen der "Ichs" und "Wirs" auf
Hysterikk werden hier als Konzepte eingesetzt, die sich – totgesagt und nicht gestorben - bewähren, um als Subjekte wieder handlungsfähig zu werden und Kritik an den Systemen der "Dus" und "Sies" zu üben.
Ina Freudenschuß und Max Freudenschuß skizzieren in 11 Stücken Szenen von Freundschaft und Katerstimmungen, Einsamkeit und Langeweile, Opportunismus und Fan-Sein, Euphorie und Verschwendung, gesäuberten Städten und Gewaltexzessen, Autoaggression und kosmetischen Optimierungen. Der Soundtrack dazu setzt sich zusammen aus technoider Schlagermusik, bedrohlichen Beats, ungewöhnlichen Samples, zahlreichen Popmusikreferenzen/-zitaten (Scritti Politti, The Smiths, Roland Kaiser, Giorgio Moroder) und einem sehr, sehr eigenwilligen Gesang. Durch diese Kombination entstehen teilweise beklemmende Momente, die einem/einer die Schweißperlen auf die Stirn treiben, die allerdings ein paar Einstellungen später von Skizze wieder versöhnlich abgetupft werden.
Skizze wollen nicht nur über Gewalt sprechen sondern sie singen (!) sogar darüber – und das vollkommen unhysterisch!
Anschreien tut dich die eigene Begeisterung beim Hören vom
Hysterikk.

Skizze sind die Geschwister Ina Freudenschuß (*1978) und Max Freudenschuß (*1975).


Out: 07|10|2002
KELO15
CD
MP3
Am Kanal (4324 KBytes/4min 29sec), Ich Hasse Meine Körper (4012 KBytes/4min 18sec), I

Ich hasse meine Körper, ich akzeptiere deine Nähe.

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